Jürgen Schmittdiel bei Michel Birnbacher

Jürgen Schmittdiel wollte eigentlich malen – doch sein Weg führte ihn zur Fotografie und zu Leica. Im Gespräch mit Michel Birnbacher erzählt er, warum ihn knorrige Bäume, verfallene Scheunen und selbst ein Frosch vor der Linse faszinieren. Er spricht über seine Projekte, seine Liebe zu minimalistischem Kamera-Design, warum das „Ole-Ole-Gefühl“ für ihn entscheidend ist – und weshalb das Leben zu kurz ist, um schlechte Objektive zu verwenden.

5 Kernaussagen aus dem Gespräch:

  1. Jürgen wollte ursprünglich malen – doch Leica brachte ihn zur Fotografie.

  2. Seine Projekte entstehen aus Leidenschaft, Bauchgefühl und Geduld.

  3. Minimalistische Kameras und manuelles Arbeiten sind für ihn essenziell.

  4. Das „Ole-Ole-Gefühl“ entscheidet über das Auslösen.

  5. „Das Leben ist zu kurz, um schlechte Objektive zu verwenden.“

Vom Pinsel zur Kamera – Jürgen Schmittdiel und seine Leica-Welt

Eigentlich wollte Jürgen Schmittdiel malen. Nach vielen Jahren im Kunsthandwerk suchte er eine neue kreative Ausdrucksform – und fand sie 2017 in der Fotografie. Sein erster Kontakt mit Leica war eine spontane Entscheidung: Eine Minilux im Schaufenster weckte seine Begeisterung, die bis heute anhält. Seither fotografiert Jürgen nahezu täglich – getrieben von Neugier, Geduld und einem unverwechselbaren Bauchgefühl, das er liebevoll sein „Ole-Ole-Gefühl“ nennt.

Seine Motive sind vielfältig und erzählen Geschichten: knorrige alte Bäume, verfallene Scheunen, Libellen oder sogar Frösche, auf die er Stunden wartet. Für Jürgen ist Fotografie Meditation und Ausdruck zugleich. Viele seiner Projekte entstehen spontan oder wachsen über Jahre. Ein Beispiel ist seine Serie über alte Feldscheunen, die aus Kindheitserinnerungen entstanden ist, oder die Arbeit über Bäume, bei der er gezielt verschiedene Lichtstimmungen einfängt – oft nach vielen Fahrten zum gleichen Ort, bis Nebel und Licht endlich stimmen.

Ein weiteres Herzensprojekt ist „Mannis Hof“, entstanden aus einer zufälligen Begegnung mit einem Landwirt. Aus einem Portrait entwickelte sich eine Freundschaft und ein langfristiges Fotoprojekt mit mehreren Bildbänden.

Technik ist für Jürgen Mittel zum Zweck. Er liebt das Minimalistische an Kameras wie der Leica CL oder T, arbeitet konsequent manuell und bevorzugt M-Objektive – weil sie ihn zwingen, bewusster zu fotografieren. Seine Begeisterung für Leica geht so weit, dass er sich eine M mit elektronischem Sucher wünscht. Dabei gilt für ihn ein Leitsatz: „Das Leben ist zu kurz, um schlechte Objektive zu verwenden.“

Seine erste Ausstellung zeigte großformatige Drucke seiner Baumserie – aufgenommen mit der 16-Megapixel-Leica T. Für Jürgen ein Beweis, dass Megapixel nicht alles sind, sondern der Blick, das Gefühl und die Geschichte hinter dem Bild zählen.

Dieses Gespräch ist ein inspirierender Einblick in die Welt eines Fotografen, der aus Leidenschaft, Bauchgefühl und Geduld seine ganz eigene Bildsprache geschaffen hat.

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