Ralph Ferfers zu Gast bei Michel Birnbacher

Hochzeitsfotografie mit der Leica M? Ralph Ferfers zeigt im Gespräch mit Michel Birnbacher, dass es auch ohne Autofokus und Vollautomatik geht. Warum er bewusst auf einfache Bedienung setzt, wie Muscle Memory und Hyperfokaldistanz helfen und weshalb für ihn digitale Perfektion und Objektivcharakter kein Widerspruch sind. Außerdem: seine Liebe zur Reportagefotografie, der Reiz des Steel Rim und warum er ISO-Automatik gezielt einsetzt.

5 Kernaussagen

  1. Hochzeitsfotografie ist auch mit der Leica M problemlos möglich – Muscle Memory und Hyperfokaldistanz sind entscheidend.

  2. Reduktion auf das Wesentliche gibt kreative Freiheit – weniger Technik, mehr Kontrolle.

  3. Objektivcharakter prägt das Bild – der Leica „Glow“ des 35 mm Steel Rim ist einzigartig.

  4. Cropping ist ein legitimes Gestaltungsmittel und Teil fotografischer Interpretation.

  5. Digitale Präzision und analoge Anmutung schließen sich nicht aus.

Zwischen Tradition und Technik – Ralph Ferfers über Leica M und bewusste Fotografie

Viele Fotograf:innen scheuen davor zurück, eine Hochzeit mit der Leica M zu fotografieren. Zu riskant ohne Autofokus, zu langsam für entscheidende Momente. Ralph Ferfers sieht das anders. Im Gespräch mit Michel Birnbacher erzählt er, warum gerade die bewusste, manuelle Arbeitsweise für ihn den Reiz der Fotografie ausmacht – und warum er mit der M auch bei Hochzeiten souverän arbeitet.

Er erklärt, wie Muscle Memory und Hyperfokaldistanz helfen, präzise zu fokussieren, und warum er trotz der Herausforderungen nicht auf moderne Automatiken verzichten muss: Die ISO-Automatik nutzt er gezielt, um schnell auf wechselnde Lichtbedingungen zu reagieren, während Blende und Belichtungszeit seine wichtigsten Gestaltungsmittel bleiben.

Seine Liebe zur Fotografie begann früh: Mit 14 Jahren dokumentierte er ein besetztes Haus in Düsseldorf – der Beginn einer Leidenschaft für Reportage und Technik. Nach Jahren mit Nikon und Super-8-Filmen fand Ralph über den Wunsch nach Einfachheit zur Leica M zurück. Der Umstieg auf digitale Fotografie bedeutete für ihn nicht den Verlust von Emotion oder Charakter – im Gegenteil: Er schätzt die gestochen scharfen Dateien und die kreativen Möglichkeiten, die digitale Technik eröffnet.

Ein zentrales Thema im Gespräch ist der Charakter von Objektiven. Für Ralph ist das 35 mm Steel Rim ein Paradebeispiel: Es erzeugt einen unverwechselbaren „Glow“, den keine Software imitieren kann. Charakter bedeutet für ihn die bewusste Abweichung von reiner Realität – ein ästhetisches Plus, das ein Bild besonders macht. Gleichzeitig bleibt er pragmatisch: Cropping ist für ihn kein Makel, sondern ein gestalterisches Werkzeug, um eine Szene so zu zeigen, wie er sie erlebt hat.

Ralph verzichtet nicht auf Experimente: Ob schnelle Bewegungen beim Hundetraining oder alltägliche Szenen auf dem Düsseldorfer Markt – er nutzt die Leica M für ganz unterschiedliche Situationen. Auch ohne Serienbildmodus oder Autofokus gelingen ihm starke Bilder, weil er Technik bewusst einsetzt und seine Kamera blind bedienen kann.

Am Ende steht für Ralph eine Erkenntnis: Digitale Präzision und der Charakter klassischer Objektive schließen sich nicht aus. Wer bewusst reduziert, gezielt gestaltet und seine Kamera beherrscht, kann mit einer Leica M nicht nur Hochzeiten fotografieren – sondern Bilder schaffen, die bleiben.

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